14/11/2006
14/11/2006

v. li.: Ute Woltron (Moderation), Siegi Loos, Christian Kühn, András Pálffy, Rudolf Rollwagen, Hannes Pflaum, Klaus Kada, Adolf Krischanitz, Dietmar Eberele, Dietmar Steiner (Moderation).

Architekt Klaus Kada

Architekt Dietmar Eberele

Dietmar Steiner, Direktor des Az W

Architekt Adolf Krischanitz

Die Qualität der heimischen Architekturausbildung stand am 8.11.2006 im im Wiener Architekturzentrum im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion zum Thema "T(räume) für die Zukunft". Die Forderung nach dem Generalisten wurde dabei laut.

Wie gut ist die österreichische Architekturausbildung? Schlecht, meint Architekt Rudolf Rollwagen. Das Leistungsbild des Architekten sei wesentlich breiter als das was unterrichtet werde. Vor allem an der Realisierung hapere es, kritisierte er. „Ich habe genug junge Architekten gesehen, denen die Realisierung nicht gelungen ist und die sich jetzt vor Gericht mit ihrem Bauherrn wieder sehen.“
Am vergangenen Mittwoch trafen sich zu einer Diskussion über die Qualität der österreichischen Architekturausbildung Vertreter der heimischen Universitäten, Absolventen sowie Vertreter der Architektenkammer. Veranstaltet wurde „T(Räume) für die Zukunft“ von der BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) und dem Wiener Architekturzentrum.
Zu Beginn der Veranstaltung erzählten Dietmar Eberle, Klaus Kada und Adolf Krischanitz über ihre Erfahrungen an der ETH Zürich, RWTH Aachen beziehungsweise der UBK Berlin. Im Anschluss wurde das Thema der heimischen Architekturausbildung in einer größeren Runde weiterdiskutiert. Neben Eberle, Kada und Krischanitz saßen auf dem Podium Christian Kühn und András Pállfy von der TU-Wien, Sigi Loos von der IG Architektur, Rechtsanwalt Hannes Pflaum, Architekt Rudolf Rollwagen als Vertreter der Architektenkammer sowie die Moderatoren Ute Woltron und Dietmar Steiner.

Das Berufsbild des Architekten erfährt derzeit eine große Veränderung. Da waren sich alle Diskutanten einig. Auf der einen Seite drängen immer wieder neue, spezialisierte Berufsgruppen in das Aufgabenfeld des Architekten. Auf der anderen Seite wird ein immer größerer Leistungsumfang erwartet. Dies werde aber nicht mit der Diskussion über die Ausbildung kombiniert, sagt Eberle. „Dass wir den Generalisten einfordern, ist richtig. Aber keiner will das ausbilden. Das entspricht nicht dem Selbstverständnis der Schulen.“ In Österreich sei man auch nicht bereit die Mittel für eine entsprechende Ausbildung auszugeben. In Holland hat man das Leistungsbild sogar so weit reduziert, dass der Honoraranteil der Architekten an der Baukostensumme nur mehr 2 Prozent ist. „Die Holländer haben ihren Beruf ruiniert“, sagt Dietmar Elberle. „Das wollen wir nicht.“
„Die Architekten werden die technische Kompetenz verlieren, wenn wir das nicht in der Ausbildung vermitteln“, warnt Rollwagen. Aber kann man wirklich fordern, dass von der Uni fix und fertig ausgebildete Architekten kommen? Ist es nicht in allen Berufssparten so, dass man einen Großteil in den ersten Berufsjahren dazulernt? „Wenn jemand bemüht ist, etwas umzusetzen, dann schafft er das auch“, ist Klaus Kada überzeugt. Schon in seinem Einführungsvortrag hatte er sich gegen die zunehmende Verschulung an der RWTH Aachen ausgesprochen. Es werde inzwischen mehr Quantität als Qualität gefordert. Er plädierte für mehr Freiheit in der Ausbildung. An der TU Wien, so Christian Kühn, habe es keinen Freiheitsverlust gegeben. Ganz im Gegenteil sei durch die Autonomie der Universitäten die Situation verbessert worden. Er verglich die Universität mit einem großen Supermarkt, wo es eine Feinkostabteilung sowie eine für Junkfood gebe und wo die Cleveren ihre richtige Wahl treffen können „Die Begeisterung für die Sache ist wichtig“, so Kühn „Das ist ja auch das, was die Personlamanager immer fordern.“
Eine Veranstaltung von BIG und Az W.

> > Hinweis der Redaktion
Da sich die BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) als Förderin der Architekturqualität versteht, will sie angehenden ArchitektInnen künftig aktiv Starthilfe leisten. Unter dem Titel „Räume für die Zukunft“ werden ab Frühjahr 2007 AbsolventInnen auf befristete Zeit Büroräume zu deutlich reduziertem Mietzins zur Verfügung gestellt. (GAT berichtete)

Verfasser/in:
Anne Isopp, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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