13/01/2010

Am 09.01.2010 erkundete Mag.a Edith Zitz mit einer Gruppe Interessierter im Bezirk Graz-Gries die aktuellen Vorhaben der Stadtteilentwicklung.

13/01/2010

Abb. 1: Treffpunkt beim Bad zur Sonne

Abb. 2: Begrüßung durch Stadtrat Riedler (re)

Abb. 3: Projektvorschlag Andräschule

Abb. 4: Feuerbachgasse

Abb. 5: Griesgasse

Abb. 6: Griesgasse

Mag.a. Editz Zitz bei ihrer Erläuterung am Griesplatz

Pestsäule auf dem Griesplatz

Logistikzentrum im GGZ

Zaungast: eine neugierige Migrantin

Albert-Schweitzer-Gasse

Verein Omega im Tattenbach’schen Haus

Nachbarn kennen sich hier nicht

Zaun zwischen Verein Omega und GZZ

Tattenbach’sches Haus - das erste Frauenhaus in Graz - mit Woment-Gedenktafel

Tafel des Vereins Omega

Bezirksrätin Arzon (re). Fotos: Elisabeth Lechner

Vor dem Bad zur Sonne begrüßte Gesundheitsstadtrat Wolfgang Riedler die TeilnehmerInnen des Gesundheitsstreifzugs durch den Bezirk Gries, bei dem am 9. Jänner 2010 im Rahmen des Projektes „Gesunder Bezirk Gries“ und unter der Führung von Mag.a Edith Zitz die aktuellen Vorhaben der Stadtteilentwicklung, positive Beispiele für einen gesunden Bezirk sowie die Geschichte der sozialen Ausgrenzung von Kranken, Armen und „Verrückten", von MigrantInnen, SexarbeiterInnen und von Alt und Jung erkundet wurden.

Das Projekt ist für Stadtrat Riedler ein Prototyp für Gesundheitsarbeit. Die Projektleiterin Mag. Strapatsas wies auf partizipatorische Elemente im Projekt hin und betonte, wie wichtig soziales Umfeld und soziale Sicherheit für Gesundheit und Wohlbefinden seien. Überrascht war Streifzugführerin Edith Zitz über die zahlreichen TeilnehmerInnen, die trotz schlechten Wetters gekommen waren. Es handelte sich großteils um PolitikerInnen, MitarbeiterInnen ansässiger Sozialprojekte, Medienleute und Projektinvolvierte. „Gewöhnliche GriesbewohnerInnen“ waren sehr unterrepräsentiert. (Abb. 1, 2)

1. Spur: Bad zur Sonne.
Das Bad zur Sonne existiert seit 1876. Es war eines der ersten Tröpferlbäder und zur damaligen Zeit eine wichtige gesundheitspolitische Einrichtung. Hier verbanden sich laut Zitz Körperlichkeit und Soziales ideal. Auch heute nutzen viele Sozialeinrichtungen das renovierte Bad.

2. Spur: Platz vor der Andräschule
Zitz erklärte, dass dieses Gebiet den ältesten Teil der seinerzeitigen Murvorstadt darstellt. Es war eine Gegend der Kasernen, der armen Leute und der Gottesäcker, worauf noch die heutigen Straßenbezeichnungen hinweisen. (Grenadiergasse, Granatengasse, Platz der Freiwilligen Schützen, Arme-Leute-Gasse – heute Albert- Schweitzer-Gasse). Am Ort der Andräschule befand sich früher die Waisenhauskaserne. Kinder der Neuen Mittelschule Andrä stellten gemeinsam mit einer Lehrerin ein Projekt zur Umgestaltung des Platzes vor. Seit Mai vorigen Jahres arbeiteten die Schüler am Projekt, im Rathaus gab es eine Ausstellung dazu. Als Ergebnis wünschen sie sich, dass der Parkplatz vor der Schule aufgelöst wird, außerdem mehr Platz und weniger Gefahren für die SchülerInnen. Stadtrat Riedler versprach, dass dieser Vorschlag im Gemeinderat geprüft werde. (Abb. 3)

3. und 4. Spur: Von der Feuerbach- in die Griesgasse
Weiter ging es über die Feuerbachgasse, in der sich früher ein Waisenhaus befand und heute der Verein KIG! – Kultur in Graz – tätig ist, in die Griesgasse, die Teil der Verbindung Wien-Triest war. Zitz sprach über Prostitution einst und heute. Maria Franthal vom Verein Frauenservice stellte ein Unterstützungsprojekt für Sexarbeiterinnen vor. (Abb.. 4, 5, 6)

5. Spur: Griesplatz
Die Pestsäule auf dem Griesplatz wurde von Überlebenden der Pest gestiftet. Pest hatte mit Ausgrenzung, Armut und auch Fremdenfeindlichkeit zu tun. Laut einer Legende wurde die Pest über einen „ausländischen“ Flötzer nach Graz gebracht. Die Welsche Kirche geht auf italienische Kunsthandwerker (diese waren zwar für ihre Fertigkeiten berühmt, wurden aber dennoch diskriminiert) zurück und ist heute ein Zentrum für kroatische Christen. (Abb. 7, 8)

6. Spur: Verein Omega, Albert-Schweitzer-Gasse 22
Der Verein Omega, der vor allem traumatisierten MigrantInnen Unterstützung bietet, ist im Tattenbach’schen Haus untergebracht. Früher war dort ein „Blatternspittal“, danach ein Armenwohnheim, zuletzt das erste Grazer Frauenhaus. Eine Gedenktafel des „Woment!“-Projektes aus dem Kulturhauptstadtjahr weist noch heute darauf hin. Zitz erzählte, dass ein sehr gut über das Geriatrische Zentrum informierter Arbeiter keine Ahnung vom Verein Omega hätte. Sie meinte daher, dass Gesundheitseinrichtungen mehr Networking betreiben sollten. Der Zaun zwischen beiden Einrichtungen lässt allerdings nicht auf gewollte Nachbarschaft schließen. (Abb. 9 bis 16)

7. Spur: Geriatrisches Gesundheitszentrum, Albert-Schweitzer-Gasse 36
Im GGZ, heute eine der modernsten Gesundheitseinrichtungen Österreichs, befanden sich einst das Armen- und Siechenhaus sowie ein Waisenhaus. Zitz erläuterte das Finanzierungssystem des Armenhauses in Zeiten der Monarchie: Gelder der Kirche, Devuten = Sachspenden und eine indirekte Steuer auf Kaffee. Riedler fand eine Analogie zur Kaffeesteuer in der Verwendung von Verkehrsstrafeneinnahmen für die Finanzierung der Sozialhilfeverbände! (Abb. 17)

Im Aufenthaltsraum der Albert-Schweitzer-Klinik stellte KPÖ-Bezirksrätin Inge Arzon, die auch im Rahmen des Projektes „Gesunder Bezirk Gries“ ein SeniorInnenturnen veranstaltet, eine Projektidee zur Errichtung von Erwachsenen- und SeniorInnenspielgeräten in öffentlichen Parks vor. (Abb. 18)

Der gesundheitspolitische Streifzug endete im Albert-Schweitzer-Cafe. Radio Helsinki wird über die Veranstaltung in einem Beitrag berichten, die Sendezeit erfährt man im Internet.

Zur Information:
Der Gesundheitsstreifzug durch den Bezirk Graz-Gries war eine Veranstaltung im Rahmen des Projektes „Gesunder Bezirk Gries“ in Kooperation mit XENOS.

Verfasser/in:
Elisabeth Lechner, Nachlese
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