Österreichpavillon für die Expo 2020 in Dubai
Im Jahr 2020 fungiert die Stadt Dubai als Gastgeber der nächsten großen Weltausstellung. Zusammen mit der Ausstellungsdesignerin Sonya Ivanova wurde ein ganzheitliches Konzept für einen Österreichpavillon für dieses prestigeträchtige Event entwickelt. Ziel der Zusammenarbeit war es, eine nachhaltige und dennoch imposante Struktur zu schaffen, in welcher Architektur und Ausstellungsdesign verschmelzen. Das internationale Publikum sollte durch den Besuch des Pavillons zu kooperativem und nachhaltigem Zusammenleben inspiriert und Österreich bestmöglich im arabischen Raum präsentiert werden.
Arbeitsweise
Unter der Betreuung des Architekten Thomas Zach und der Designerin Alice Stori Liechtenstein wurde das Projekt in intensiver Zusammenarbeit entwickelt. Nach umfangreicher Beschäftigung mit dem Thema Weltausstellungen, der Analyse zahlreicher Länderpavillons auf der Expo 2015 in Mailand und einer weitreichenden Recherche zu österreichischen Innovationen entstand der Entwurf des Pavillons.
Architektur
Am Anfang des Entwurfs steht das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales spannen einen dreieckigen Raum auf, in welchem Nachhaltigkeit passiert, wenn sich alle drei Aspekte positiv entwickeln. Diese Dreiecksform wurde erweitert und abgerundet, was ungehinderten Fluss in der Form bewerkstelligen soll und somit positive Entwicklung unterstützt. Die Form wurde extrudiert, ihre obere Fläche vergrößert und auch deren Kanten abgerundet. Dadurch wird auch in der dritten Dimension ungehinderter Fluss sichergestellt. Ein spiralförmiger Weg leitet die Besucher in die Mitte des Pavillons, wo vollkommen nachhaltige Entwicklung repräsentiert ist und die Kernbotschaft des Pavillons gezeigt wird. Eine Skulptur sorgt für die visuelle Verbindung zwischen Ausstellungsbereich und Dach, welches durch seine Ausstattung mit nachhaltigen österreichischen Systemen zur Energiegewinnung selbst Nachhaltigkeit zeigt.
Ausstellung
Entlang des spiralförmigen Weges passieren die Besucher drei Zonen: Soziales, Ökonomie und Ökologie. Interaktive Installationen machen zukunftsorientierte Konzepte zu den Bereichen erfahrbar. Österreichische Beispiele nachhaltigen Handelns werden gezeigt und die Besucher dazu motiviert, selbst ihren Teil zur Ausstellung beizutragen. Nachdem alle drei Zonen passiert wurden, gelangt man zur Balance-Zone, wo die Kernbotschaft der Ausstellung gezeigt wird: Nur wenn Soziales, Ökonomie und Ökologie im Gleichgewicht sind, kann nachhaltige Entwicklung geschehen. Durch eine Balanceplattform erfahren die Besucher, was passiert, wenn das System außer Gleichgewicht gerät. Ziel ist es, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Die internationalen Expo-Besucher sollen dadurch gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft arbeiten. Daraus leitet sich der Titel des Projekts ab: Austria IN BALANCE – Internationale Balance erzielt mit österreichischem Know-how.
Konstruktion
Der Pavillon ist im Wesentlichen in zwei Bereiche geteilt: Ausstellungsraum und Funktionszone. Der Ausstellungsraum beinhaltet alle für die Ausstellung notwendigen Bereiche und ist von einer transluzenten, nicht gedämmten Hülle umgeben. Die Kühlung funktioniert über natürliche Lüftung und die thermische Aktivierung des Ausstellungsbodens. Die Funktionszone beinhaltet alle übrigen, zum Funktionieren eines Weltausstellungspavillons wesentlichen Bereiche wie VIP-Zone, Shop, Büro, Mitarbeiterräume, Küche, Sanitäranlagen und Technikräume. Alle diese Bereiche befinden sich im Erdgeschoß und sind konditioniert. Eine Komfortlüftung sorgt im Zusammenhang mit thermisch aktivierten Böden für die benötigte Kühlung.
Thermische Solarpaneele und transparente Fotovoltaikzellen (DSSC – Dye-sensitized solar cell) erzeugen die für den Betrieb des Pavillons benötigte thermische und elektrische Energie.
Für die statische Konstruktion wird Buchen-LVL verwendet. Durch die hohe Tragfähigkeit dieses Materials können die Querschnitte wesentlich verringert werden. Der Brandschutz wird mit der Ausführung einer Sprinkleranlage und einer auf Tannin basierenden Imprägnierung des Holzes sichergestellt. Tannin ist ein nicht brennbarer Extrakt aus Baumrinde und kann weiters auch zur Produktion eines wärmedämmenden Schaums benutzt werden. Dieser Tanninschaum ist Teil der thermischen Hülle des Erdgeschoßes. Zusätzlich werden Rindendämmplatten, ein Werkstoff mit guten Wärmedämmeigenschaften, aber auch hoher Speicherfähigkeit, verwendet. Die Tanninimprägnierung, der Tanninschaum sowie die Rindendämmplatten sind neuartige Bauprodukte, welche am Campus Kuchl der Fachhochschule Salzburg entwickelt werden.
Vision
Der Entwurf soll beim Architekturwettbewerb um die Planung des Österreichpavillons für die Weltausstellung 2020 in Dubai eingereicht werden. Da ein Teil der Expo nach ihrem Ende zu einem Forschungsbereich transformiert werden soll, ist es angedacht, dass der Pavillon in Dubai verbleiben und eine Forschungseinrichtung für Holzbau in Wüstengegenden werden soll.