Der Bahnhof von Ostende
Es ist mehr als hundert Jahre her, dass König Leopold II. den heutigen Bahnhof von Ostende erbauen ließ – ein bürgerliches Gebäude mit prächtiger Architektur, das der "Königin der Küstenstädte" würdig war. So wie die Stadt, hat sich auch der Bahnhof vergrößert und sich zu einem Verkehrsknoten entwickelt, an dem täglich Tausende von Passagieren den Weg zu Zügen, Straßenbahnen, Bussen, Fähren oder Kreuzfahrtschiffen fanden. Für die Reisenden hat sich jedoch im Laufe der Jahre eine immer unübersichtlichere Situation entwickelt – ein verwirrender Mix aus Gebäuden, Stationen und Parkplätzen. Dieses Wirrwarr machte es unmöglich, die Weiterentwicklung zu betreiben, obwohl die Zahl der Menschen, die öffentliche Verkehrsmittel nützten, immer größer wurde. Aus diesem Grund investierten die Projektpartner in die komplette Erneuerung des Bahnhofs und entwickelten diese Station mit seiner einzigartigen Lage direkt am Meer zu einem zeitgemäßen Verkehrsknoten.
Station am Meer
Im Jahr 2012 startete das Großprojekt 'station aan zee' zur Renovierung und Revitalisierung des Bahnhofs und seines Stadtteils. Das Projekt umfasste die Umstrukturierung der Parkplätze und der Straßenbahnstation; die Renovierung des Bahnhofs; den Bau neuer Bahnsteige; den Bau eines großen Dachs über Bahnsteigen, Straßenbahn- und Busstation sowie Fahrradabstellplätzen; den Abriss eines Teils der Ufergebäude; den Abriss des Straßenbahndepots und seine Verlagerung in ein ehemaliges Hafengebiet und letztlich die "Verschönerung" des Bahnhofsvorplatzes.
Nach der Abtragung der alten Straßenbahnhaltestelle befindet sich die neue Station für die Straßenbahnen nun näher am Bahnhofsgebäude unter dem neuen, großen Dach, dem Canopée. Fahrräder können nun zwischen der alten Bahnhofshalle und den Bahnsteigen ein Geschoß tiefer abgestellt werden – eine Reihe von runden Atrien sorgen für gute Belichtung und Belüftung.
Zum Abstellen der PKWs und für die Verwaltung wurde entlang der Bahnsteige ein multifunktionaler Bauteil errichtet. Der langgestreckte, gebogene Baukörper beinhaltet ein Parkhaus, Büros mit Dachgärten über der Straßenbahnstation und Parkdecks, von denen man über einen Fußgängersteg direkt zu den Bahnsteigen bzw. zu den Straßenbahnen kommt. Eine großflächig verglaste Fassade öffnet sich zur Stadt. Der südliche Teil des Daches ist vollständig mit Photovoltaikmodulen bedeckt.
Der neue Bahnhof
Die Albert I-Promenade, die Hafenatmosphäre, die großen Frachtschiffe und der große Maria Hendrika-Park – Räume von großer Weite – sind urbane Elemente, die der Stadt Oostende eine besondere Atmosphäre verleihen. Die Präsenz des neuen Bahnhofs – des "aufgespannten Gewebes", das verschiedene Nutzungen verbindet – ist in diesem urbanene Kontext ein schlüssiges Element: Das historische Bahnhofgebäude mit seiner starken baulichen Präsenz tritt nun in Dialog mit der Stadt, dem neuen Bahnhof und dem Hafen. Der neu geschaffene öffentliche Raum bietet Blickbeziehungen vom Bahnhofsplatz über die Plattformen bis hin zum Hafen und den Fähren.
Überdachung – La ‘Canopée’
Durch seine großzügige und einheitliche Form und Gestaltung bereichert La Canopée den städtischen Raum. Dieses Dach verbindet, vereint und bedeckt mit Leichtigkeit und Transparenz. Es besteht aus Polycarbonatplatten, die auf einer Stahlkonstruktion befestigt sind. Die lichtdurchlässigen, farbigen Paneele bieten eine einladende Atmosphäre und die Sheds ermöglichen eine effektive, natürliche Belüftung. Die Farbgebung des Polycarbonats schützt zudem vor Sonneneinstrahlung und vermeidet Direktblendung. Unter dem Dach entstehen – abhängig von der Umgebungshelligkeit und der Farbe des Himmels – unzählige Lichtveränderungen.
Die Metallkonstruktion des Daches besteht aus schlanken Säulen – vier Rohren, die sich auf der Basis treffen. Sie sind in die Dachkonstruktion eingespannt und bilden einen Balken. Die Basis der Steher ist gelenkig gelagert. Das Bauwerk ist mit der Fußgänger.Verbindungsbrücke fest verbunden, die vom Parkhaus zu den Bahnsteigen führt. Dadurch sind Temperaturausdehnungen in Längsrichtung möglich.
Die Struktur besteht aus Haupt- und Querträgern mit interaxialem Abstand von 15 m, die aus doppelten I-Profilen gebildet werden. Diese so konstituierten Profile ermöglichen die problemlose Integration von Leitungskanälen und elektrischen Versorgungsnetzen.
(Text der Architekten, redaktionell bearbeitet)