So wie heute die Autaler Straße (L311), beim Kreisverkehr in Raaba beginnt, führte auch im 19. Jahrhundert die Schemerlbezirksstraße nach Osten durch das Raaba- und Moggautal Richtung Schemerl. Über weite Strecken wegen ihrer Bedeutung befestigt, zweigte sie allerdings bereits beim „vulgo Wastjackl“ in Moggau nach Südosten ab und wand sich in mehreren Serpentinen auf den Krachelberg zum „vulgo Maxlwirt“. Sie führte über den Riedel desselben bis zum Schemerlrücken („Mons Predel“) und folgte der Mareiner Straße L 305. Die heutige Autaler Straße steigt im Unterschied dazu, erst im Talschluss des Moggautals zum Schemerlrücken auf.
Die Bezirksstraße war sehr wichtig für den regionalen Verkehr, allerdings war die Erhaltung des Straßenbelages ziemlich aufwendig. Dies machen die jährlichen Schotterlizitationen (in der Maßeinheit Prisma zu 40 Kubikfuß) und oftmaligen Brückensanierungen deutlich. Diese waren für die lokalen Bauern ein wichtiges Zusatzeinkommen. Außerdem gab es am Anstieg zum Schemerlrücken häufig Unfälle und auch mehrere bewaffnete Überfälle sind dokumentiert. 1876 wurde ein Bierführer an den Serpentinen zum „vulgo Maxlwirt“ überfallen und lebensgefährlich verletzt.
Da der Güter- und Personenverkehr über die nur teilweise geschotterten Straßen zeitintensiv und sehr teuer war, wurde auch im damaligen Kaisertum Österreich der wesentlich günstigere und schnellere Transport per Eisenbahn attraktiv. Die Südbahn, auch Bahn, wurde von 1842 bis 1857 von der Residenzstadt Wien zum Haupthafen Triest gebaut. In den 1860er Jahren begannen Überlegungen von Graz aus auch die Oststeiermark und Westungarn mit dem Endpunkt Györ (Raab) mit einer Eisenbahnlinie zu erschließen. Erste Denkschriften wurden 1865 verfasst und es fanden umfangreiche Trassenvermessungen statt. Die Konzession für die Linie erhielten die Ungarische Allgemeine Kreditbank und das Großhandelshaus M.H. Weikersheim in Graz am 2.2.1870. Dem vorangegangen waren hitzige Diskussionen in Graz und der Oststeiermark über die genaue Trassenführung. Planungen existierten für eine nördliche Variante von Andritz über das Neustifttal nach Gleisdorf, weiter nach Ilz, Fürstenfeld bis nach St. Gotthard, eine südliche über das Raabatal auf den Schemerl, durch das Pickelbachtal, Feldbach und Fehring nach St. Gotthard. Zahlreiche weitere Möglichkeiten wurden erwogen und verworfen, bekannt sind mindestens verschiedene 10 mögliche Streckenführungen.
Schließlich legte man sich auf die Variante Raabatal-Nestelbachtal nach Gleisdorf und weiter durch das Raabtal fest. Allerdings hatten die Planer nicht mit dem Widerstand der lokalen Bevölkerung gerechnet! Die Nestelbacher opponierten vehement gegen den Bahnbau, sie befürchteten nicht ganz zu Unrecht, wie spätere Ereignisse zeigen würden, eine erhöhte Brandgefahr für ihre Äcker, Wiesen und Wälder. Deswegen wurde die Bahntrasse durchs Tomschetal, welches damals noch Kohlgraben hieß und den Schemerltunnel in das Laßnitztal bis nach Gleisdorf geführt.
Die Tunnelbau- und trassenarbeiten brachten der Gegend um Laßnitzhöhe ab 1870 zahlreiche Neuankömmlinge, die im Eisenbahnbau beschäftigt waren, allerdings auch so manchen Ärger und zahlreiche Unfälle. Die Arbeiter waren nicht umsonst als trinkfest und rauflustig bekannt, dies wurde von den überregionalen Zeitungen allerdings auch der lokalen Bevölkerung nachgesagt. Es muss etwas Wahres daran gewesen sein, denn in viele Gasthausraufereien waren nun Eisenbahnarbeiter verwickelt. Dies wurde in lokalen Medien oft humoristisch geschildert. Ein wichtiges Datum war der 10. April 1871, an diesem wurde unter Anwesenheit vieler Prominenter der Durchstich des Schemerltunnels um 10 Uhr zelebriert. Wegen der hohen Kosten des Tunnelbaues durften an minder nassen Stellen auch doppeltgebrannte Ziegel verwendet werden. Ein wichtiges Nebenprodukt des Tunnelbaus war der im Sommer 1872 gefundene Mastodonunterkiefer, welcher sich heute im Landesmuseum Johanneum befindet.
Am 28-1-1873 fuhr die erste Lokomotive durch den Schemerltunnel und drei Monate später fand die technisch-polizeiliche Kommission keine Beanstandungen und die Strecke wurde am 1. Mai des gleichen Jahres mit den Stationen Graz, Messendorf, Laßnitz, Gleisdorf, Takern, Studenzen, Feldbach, Fehring, Jennersdorf freigegeben. Dies brachte Leben in das kaum besiedelte obere Laßnitztal, durch welches nur ein schmaler Karrenweg vom Schemerlrücken Richtung Gleisdorf, vorbei an einer Schmiede und dem kleinen Weiler Oberlaßnitz mit seinen vier Gehöften, führte. Die Bevölkerungsentwicklung der heutigen Hauptstraße war stürmisch, gab es 1822 im heutigen Laßnitzhöhe nur 16 bäuerliche Anwesen und Wohngebäude, bis 1875 war die Summe nur auf 21 angestiegen, jedoch bis 1918 auf 62. Wie kam es nun zu dieser Entwicklung?
Im Frühling 1898 kaufte der Arnfelser Unternehmer und Arzt Fritz Huber den „vulgo Kohlgrabenschmied“ am heutigen Laßnitzhöher Hauptplatz gelegen. Der Legende nach, sei er bei der Bahnstation Oberlaßnitz ausgestiegen, habe den Zug versäumt, sich in die Landschaft verliebt und deswegen hier angesiedelt. Fritz Huber hatte ursprünglich geplant, an dieser günstigen Stelle eine Kuranstalt ins Leben zu rufen, es entstand dann die „Sommerfrische Lassnitz“. Errichtet wurden ein Hotel (der Kern des späteren Kurhauses) und sechs Dependenzen (Annenvilla, Gartenvilla, Postvilla, Rosenvilla, Waldvilla, „vulgo Kohlgrabenschmied“), ein Gebäude des „Kohlgrabenschmieds“ wurde zur Meierei mit Gastronomie umgebaut. Die Preise waren moderat mit 10-12 Gulden je Woche mit vier Mahlzeiten täglich. Auch Werbung wurde geschalten, große Zeitungen in den Residenzstädten Wien und Budapest brachten Annoncen.
Im Sommer 1900 wurde auch das, später mit einer Quellenkammer und Badegebäude ausgebaute, idyllische Waldbad des Herrn Degen eröffnet. Dieses lag auf einer südexponierten Wiese, eine Viertelstunde zu Fuß, südlich der Sommerfrische unweit der Schemerlbezirksstraße.
Am 22-1-1901 brachte Dr. Huber ein Ansuchen bei der Behörde um die beabsichtigte Veräußerung seiner Liegenschaften in Laßnitzhöhe ein, und bereits am 4-3-1901 übernahm die erst eine Woche zuvor ins Genossenschaftsregister eingetragene „Laßnitzhöhe, Heilanstalt und Sommerfrische, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung“ diese. 10 Tage später auch die Besitzung des Dr. Glück am Eingang zum Tomschetal („Villa Felicitas“), und die Genossenschaft trat dem Landesverband für Tourismus bei.
Dr. Huber selbst blieb der Laßnitzhöhe treu und erwarb 1901 die auf dem Bucklberg gelegene Keusche „vulgo Schwarzweber“. Er begann dort ein eigenes Zentrum zu errichten, das schließlich acht Gebäude inklusive einem Gasthaus und dem zweistöckigen späteren „Annenheim“ mit 18 Fremdenzimmern umfasste.
Neu erbaut oder umgebaut wurden, nach der Planung des Architekten Karl Haybäck, durch die Grazer Firma Schönauer und Kratochvil zahlreiche Gebäude. Das Kurhaus selbst wurde zu einem dreiteiligen Gebäude erweitert, und eine Liegehalle für die Kurgäste errichtet. Die Gebäude des „vulgo Kohlgrabenschmiedes“ wurden erneut umgebaut und erweitert. Es entstanden eine Restauration mit Platz für 800 Gäste und einer Wandelhalle, sowie ein Aussichtsturm. Entlang der heutigen Kapellenstraße wurden die „Irenenvilla“ und nebeneinander die „Sonnenvilla“ und die „Villa Bergfried“ erbaut. Die bereits bestehenden Gebäude wurden ebenfalls im deutschen Heimatstil mit vielen Holzelementen mit Schnitzereien und Verzierungen, Buckelquadern und weiteren schmückenden Elementen aufgewertet. Noch im April wurde alles kommissioniert und freigegeben.
Außerdem wurde ein 40 Meter tiefer Schachtbrunnen gegraben, eine Telefonverbindung verlegt, eine Kegelbahn und ein Tennisplatz errichtet. Im Mai wurde auch das Badehaus fertiggestellt und Prospekte der Heilanstalt präsentiert und versandt. Somit war die Heilanstalt bereit für ihre ersten Besucher.