Prinzessin Veranda
Jurybeurteilung Bauherrenpreis 2018
"In den peripheren Neubauquartieren rasch wachsender Städte bleibt urbane Vielfalt oft ein Phantom. Demgegenüber haben gegebene Strukturen – seien es auch schlecht beleumundete Problemzonen – bessere Chancen, die Qualitäten eines lebendigen Stadtteils anzunehmen. Die Transformation des Lendviertels in Graz vom schwierigen Stadtteil zur begehrten Adresse hat in kleinen Schritten begonnen und ist längst nicht abgeschlossen. Das Projekt mit dem klingenden Namen Prinzessin Veranda beweist in heterogen bebauter Umgebung, dass nicht nur gute Grundrisse, konsequente Materialisierung und hochwertige Ausstattungsdetails den Stellenwert eines Stadtbausteins bestimmen, sondern vor allem seine städtebauliche Strahlkraft im Kontext der Entfaltungsmöglichkeiten eines Quartiers.
In der seit 20 Jahren bewährten Personalunion aus Projektentwicklung und Architekturbüro wurde auf den Grundstücken eines ehemaligen Tischlereibetriebs unweit des Lendplatzes ein sechs-geschoßiges Wohn- und Geschäftshaus errichtet, das in seiner strukturellen Robustheit in der Lage ist, die Funktion eines urbanen Katalysators zu übernehmen. Zwei miterworbene denkmalgeschützte Bestandsbauten begrenzen im Norden und Süden den polygonalen Bauplatz an der Schnittstelle von Gewerbe- und Wohngebiet.
Die spezielle Konstellation Bauträger/Architekturbüro ermöglichte die reibungslose Abwicklung sämtlicher Planungsschritte von der Umwidmung der Gewerbegrundstücke zum Kernbaugebiet, über die Mitwirkung bei der Erstellung des Bebauungsplans (der u.a. die Konturen eines öffentlichen Platzes festschrieb, der auch für künftige Ansiedlungen verbindlich ist), bis hin zur Fertigstellung und Verwertung des gemischt genutzten Objekts.
Ein Merkmal des Gebäudes, das in der Umrundung des Blocks gleich auffällt, ist das ausgewogene Verhältnis von Offenheit und Zurückhaltung sowie das Selbstverständnis, mit dem die Kubatur auf dem Areal Fuß gefasst hat. Eine selbsttragende skulpturale Fassadenschicht aus Sichtbeton – durch die Verwendung von Weißzement veredelt – umfängt den Baukörper auf allen Seiten. Sie definiert im für Büronutzung vorgesehenen Erdgeschoß einen offenen Arkadengang und rahmt in den Obergeschoßen die Loggien und Veranden der Wohnungen, die mit einer Raumhöhe von 2,8 m und der Großzügigkeit der Freiräume weit über dem Standard liegen. In der Tiefe des Baublocks erhellt ein elliptisches Atrium mit umlaufenden Laubengängen die Erschließung. Diese durchlichtete Mitte des Gebäudes, in die beide Stiegenhäuser münden, bildet in zerfranster Quartiers-Umgebung einen starken Ruhepol – selten hat man die Nutzung einer Parzellentiefe so elegant gelöst gesehen."
(siehe auch Artikel unten)
Bis auf die leider hässliche
Bis auf die leider hässliche Sichtbetonfassade ein ausgesprochen gelungener Neubau in einem von starker Bautätigkeit geprägten Umfeld wo aktuell eine Urbanisierung in 2. Lesung stattfindet.
Es ist auch sehr positiv das diese zwei denkmalgeschützten kleinen Häuschen der Nachwelt erhalten bleiben nachdem verständlicherweise in dieser zentralen Lage die restliche Vorstadtbebauung höheren Neubauten platz macht bzw platz gemacht hat.