30/10/2024

Während der Kyiv Biennale, die in Wien ab Oktober 2023 stattfand, wurde ein Laboratorium ins Leben gerufen, im Rahmen dessen sich Architekt*innen aus der Ukraine und aus Österreich zur Zusammenarbeit in einem hybriden Raum einfanden. Auch 2024 führt man das Labor weiter. Am 27.9.2024 hielten Architekt*innen aus Kharkiv in der IG Architektur vor Ort und über Zoom Vorträge zu ihren Projekten und Recherchethemen.

30/10/2024

"Without a hint of art” photo research project by Ukrainian documentary photographer Pavlo Dorohoi based on Borys Shchetinin’s photo archive

Ievgeniia Gubkina* hat über die Geschichte des Stadtteils Saltivka in Kharkiv gesprochen, diesen anhand von Fotos der Kharkiv School of Photography vorgestellt, und über die Handlungsmöglichkeiten betreffend der aktuell dort zerstörten Gebäude. Bei dem Stadtteil handelt es sich um ein sehr großes Wohngebiet, dessen Wohnanlagen in den späten 1960er und 70er Jahren errichtet wurden. Sie plädiert dafür, dass es trotz der aktuellen Situation die Möglichkeit gibt, Denken allgemein und Ideen für den Stadtteil weiterzuentwickeln. Denn das, was man selbst in so einer Situation voranbringen kann, sind Denken und Ideen, mit denen man ein Erbe hinterlässt, das nicht Vorangegangenes wiederholt.

Die Norman Foster Foundation schrieb Mitte 2024 einen Wettbewerb für Projekte für den Wiederaufbau des Stadtteils Saltivka aus. (Deadline für Vorschläge war 12. September 2024). Man hat sich dafür ausgesprochen, dass mit diesem Projekt nicht etwa die Arbeit von Norman Foster im Mittelpunkt stehen sollte, sein Schaffen als Architekt, sondern welche Überlegungen geschaffen werden können, die uns im Allgemeinen weiterbringen, im Hinblick darauf, wie man lebt, wie man den Stadtteil weiterdenken kann.

Große Familie/ Velyka Rodyna: Das Projekt, das von Olha Kleytman** vorgestellt wurde, geht auf eine sehr praktische Weise in diese Richtung. Es ist tatsächlich auch aus dieser aktuellen Krise heraus entstanden, die die Kriegssituation darstellt. Ein Team von ArchitektInnen hat ein leerstehendes Gebäude umfunktioniert, zu einem Alters- und Pflegeheim, auch für Menschen, die aufgrund ihres Alters oder Immobilität in zerstörten Gebieten zurückgeblieben sind. Das Besondere an dem Projekt ist, dass es nicht rein eine Herberge für alte Menschen schafft, sondern sich trotz Schwierigkeiten und der allgemeinen Lage, mit Freiwilligenarbeit, Gedanken über emotionale und psychologische Bedürfnisse macht, darüber, was alte Menschen brauchen, welches Leben sie im Alter führen wollen, wie ihnen wieder zu mehr Mobilität verholfen werden kann, und Kräfte daran setzt, eine entsprechende Umgebung zu schaffen. Es versucht zum Beispiel, die Umgebung der Kindheit der Leute nachzuempfinden, denn die meisten sind noch eher in einer ländlichen Gegend groß geworden. So werden einige Hühner gehalten, sowie Hunde und Katzen und so wird diese Umgebung aus der Kindheit der Bewohner etwas nachempfunden. Somit macht sich das Projekt nicht nur über Pragmatisches Gedanken, was in einer solchen Situation naheliegend scheinen würde, sondern über Alter und Möglichkeiten von Altersheimen an sich. Dadurch setzt es sich zum Ziel, Strukturen zu schaffen, deren Modell auch von künftigen Generationen übernommen und weitergeführt werden kann. 

*Ievgeniia Gubkina: Architektin, Architekturhistorikerin, Kuratorin von Architektur- und Kunstprojekten, Bildungsaktivitäten. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Architektur und Stadtplanung des 20. Jahrhunderts in der Ukraine und dem multidisziplinären Ansatz bei der Erforschung des kulturellen Erbes.

**Olha Kleytman: Mitbegründerin und leitende Architektin des SBM Studio Architecture and Design Bureau in Charkiw. Das Büro konzentriert sich auf den städtischen Raum und die Prozesse, die darin stattfinden.

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16. + 17.11.2023
 
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