Ievgeniia Gubkina* hat über die Geschichte des Stadtteils Saltivka in Kharkiv gesprochen, diesen anhand von Fotos der Kharkiv School of Photography vorgestellt, und über die Handlungsmöglichkeiten betreffend der aktuell dort zerstörten Gebäude. Bei dem Stadtteil handelt es sich um ein sehr großes Wohngebiet, dessen Wohnanlagen in den späten 1960er und 70er Jahren errichtet wurden. Sie plädiert dafür, dass es trotz der aktuellen Situation die Möglichkeit gibt, Denken allgemein und Ideen für den Stadtteil weiterzuentwickeln. Denn das, was man selbst in so einer Situation voranbringen kann, sind Denken und Ideen, mit denen man ein Erbe hinterlässt, das nicht Vorangegangenes wiederholt.
Die Norman Foster Foundation schrieb Mitte 2024 einen Wettbewerb für Projekte für den Wiederaufbau des Stadtteils Saltivka aus. (Deadline für Vorschläge war 12. September 2024). Man hat sich dafür ausgesprochen, dass mit diesem Projekt nicht etwa die Arbeit von Norman Foster im Mittelpunkt stehen sollte, sein Schaffen als Architekt, sondern welche Überlegungen geschaffen werden können, die uns im Allgemeinen weiterbringen, im Hinblick darauf, wie man lebt, wie man den Stadtteil weiterdenken kann.
Große Familie/ Velyka Rodyna: Das Projekt, das von Olha Kleytman** vorgestellt wurde, geht auf eine sehr praktische Weise in diese Richtung. Es ist tatsächlich auch aus dieser aktuellen Krise heraus entstanden, die die Kriegssituation darstellt. Ein Team von ArchitektInnen hat ein leerstehendes Gebäude umfunktioniert, zu einem Alters- und Pflegeheim, auch für Menschen, die aufgrund ihres Alters oder Immobilität in zerstörten Gebieten zurückgeblieben sind. Das Besondere an dem Projekt ist, dass es nicht rein eine Herberge für alte Menschen schafft, sondern sich trotz Schwierigkeiten und der allgemeinen Lage, mit Freiwilligenarbeit, Gedanken über emotionale und psychologische Bedürfnisse macht, darüber, was alte Menschen brauchen, welches Leben sie im Alter führen wollen, wie ihnen wieder zu mehr Mobilität verholfen werden kann, und Kräfte daran setzt, eine entsprechende Umgebung zu schaffen. Es versucht zum Beispiel, die Umgebung der Kindheit der Leute nachzuempfinden, denn die meisten sind noch eher in einer ländlichen Gegend groß geworden. So werden einige Hühner gehalten, sowie Hunde und Katzen und so wird diese Umgebung aus der Kindheit der Bewohner etwas nachempfunden. Somit macht sich das Projekt nicht nur über Pragmatisches Gedanken, was in einer solchen Situation naheliegend scheinen würde, sondern über Alter und Möglichkeiten von Altersheimen an sich. Dadurch setzt es sich zum Ziel, Strukturen zu schaffen, deren Modell auch von künftigen Generationen übernommen und weitergeführt werden kann.