Zum dritten Mal wurden herausragende Holzbauten in Wien ausgezeichnet. Aus 56 eingereichten Projekten, die zwischen Juni 2015 und Juni 2021 fertiggestellt wurden, kürte die Jury (Gabriele Kaiser – Architekturpublizistin und Juryvorsitzende, Sylvia Polleres – Holzforschung Austria, Klaudia Ruck – Winkler+Ruck Architekten, Samuel Blumer – sblumer ZT und Gerhard Kast – Zimmermeister) vier Preisträger, einen Sonderpreis und sechs Auszeichnungen.
Die vier Preisträger sind die Wohnanlage Paulasgasse, das Bibliotheks- und Seminargebäude Ilse Wallentin Haus BOKU Wien, das Holzhochhaus HoHo Wien sowie der Kindergarten Pötzleinsdorf. Über den Sonderpreis darf sich das VinziDorf Wien, ein Wohndorf für langzeitobdachlose Menschen, freuen.
Die sechs Auszeichnungen wurden vergeben an die Wohngemeinschaft Lisseeweg der Caritas Wien, die Wohnanlage Bikes and Rails, die Volksschule Christian Bucher Gasse, die HOFER Filiale Seestadt Aspern, das Sommerhaus Pötzleinsdorf und das Büro am Augarten.
Auszug aus dem Jury-Statement
"In den letzten 16 Jahren seit der Vergabe der ersten wienwood-Preise hat sich der Holzbau rasant entwickelt. Die Kombination verschiedener Holzbauweisen und Holzwerkstoffe erlaubt es längst, technisch und ökonomisch großvolumige und mehrgeschossige Bauten in Holz in der Stadt zu realisieren. Auch die Weiterentwicklung im Bereich der Vorfertigung sieht man den 56 eingereichten Bauten an. Sie alle weisen eine durchwegs hohe Ausführungsqualität auf und zeigen das gesamte Anwendungsspektrum des Holzbaus, vom temporären Möbel für den städtischen Raum über demontierbare Gewerbebauten bis hin zum stadtbildprägenden Hochhaus."
Holz - Baustoff der Zukunft
Angesichts der globalen Klimakrise steht vor allem die Bauwirtschaft vor großen Herausforderungen: Rund 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen entstehen durch das Bauwesen, deren Reduzierung wird für die Erreichung der Klimaziele, die im Klimaübereinkommen von Paris 2015 vereinbart wurden, notwendig sein. Gleichzeitig hält der Zuzug in die Städte an und damit steigt der Druck auf die Schaffung von Wohnraum. Es ist daher eine zentrale Aufgabe von Kommunen und VerantwortungsträgerInnen, Städte mit klimafreundlichem Bauen weiter zu entwickeln.
Ziel des wienwood ist es, das Bewusstsein für die hohen gestalterischen Möglichkeiten und ökologischen Qualitäten des Baustoffes Holz zu stärken und die Arbeit von ArchitektInnen, BauherrInnen, ausführenden Firmen und EntscheidungsträgerInnen, die das Bauen mit Holz vorantreiben, zu würdigen.
Preisträger
- Kindergarten Pötzleinsdorf
Pötzleinsdorfer Straße 230, 1180 Wien
Schluder Architekten, 2018
Jurybeurteilung: "Die drei Pavillons des städtischen Kindergartens inmitten eines idyllischen Parkschutzgebiets nehmen exakt die Position der eingeschossigen, zu klein und sanierungsbedürftig gewordenen Vorgängerbauten ein. Über der Fundierung in mineralischer Bauweise erheben sich zweigeschossige reine Holzbauten aus scheiben- und plattenförmigen Fertigteilen. Der hohe Vorfertigungsgrad (tragende Wände in Holzrahmenbauweise, Brettsperrholzelemente für Decken und Dach) ermöglichte eine kurze Bauzeit bei laufendem Betrieb. Der ökologische Gesamtansatz, die räumliche Großzügigkeit und die fachgerechte Ausführung des Holzbaus überzeugen bis ins Detail. Die lebendige Struktur der Lärchenholzfassade, die in den eingezogenen Loggien auch innenräumlich präsent ist, verstärkt die Naturverbundenheit der Häuser, die neun permanenten Gruppen und vier „Besuchsgruppen“ Erholung im Grünen bieten."
- Wohnanlage Paulasgasse
Paulasgasse 22 – 24, 1110 Wien
Riepl Kaufmann Bammer Architektur, 2016
Jurybeurteilung: "Diese Wohnanlage setzt ein wichtiges Signal: Nach längerer Pause hat eine gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft in Wien erstmals wieder eine größere Wohnanlage in Holzbauweise errichtet, was im Rahmen des straffen Kostenrahmens eindrucksvoll gelang. Der dreigeschossige Wohnbau mit Staffelgeschoss überzeugt durch seine städtebauliche Integrität, sein differenziertes Freiraumangebot und seine holzbautechnische Umsetzung. Die vier Zeilen docken direkt an die Nachbarbebauung an und definieren ein durchlässiges Wohnquartier. Ein quer zu den Zeilen verlaufender offener Weg dient als Haupterschließung. Bis auf die betonierten Stiegenhäuser sind die Trakte reine Holzbauten aus vorgefertigten vollgedämmten Holzrahmenbauwänden und Brettsperrholzdecken. Im Inneren bleibt der Werkstoff teilweise an den Decken sichtbar, außen ist der Bau vollflächig mit unbehandeltem Lärchenholz verschalt."
- Ilse Wallentin Haus BOKU Wien
Peter-Jordan-Straße 82, 1190 Wien
SWAP Architekten, 2020
Jurybeurteilung: "Das neue Bibliotheks- und Seminargebäude ist für die Universität für Bodenkultur der erste Holzbau im universitären Kontext an ihrem Wiener Standort. Der viergeschossige Holzskelettbau mit einem Holzanteil von 78 Prozent, bei dem schon von außen das strukturelle Raster ablesbar ist, ruht auf einem Stahlbetonsockel mit Untergeschoss. Die Stützen sind aus Brettschichtholz, die Wände und Decken aus Brettsperrholz gefertigt. Die skelettartige Konstruktion umfängt einen aussteifenden Betonkern mit verschränkten Treppen. Im Inneren setzt sich das Fassadenraster an der Deckenkonstruktion fort: Die Materialsichtigkeit der Tragstruktur findet in der offen geführten Haustechnik ihre Entsprechung, die sinnliche Präsenz des Holzes schafft eine freundliche Lern- und Arbeitsumgebung. Die vollflächige Verglasung zwischen den Stützen lässt Tragwerk und Raum zu einem schlüssigen Ganzen verschmelzen."
- HoHo Wien
Janis-Joplin-Promenade 26, 1220 Wien
Rüdiger Lainer + Partner Architekten, 2019
Jurybeurteilung: "Das HoHo Wien ist mit seiner Gesamthöhe von 84 Metern das derzeit höchste Holzhochhaus in Österreich. Der Holz-Hybridbau überzeugt durch seine Ausführungsqualität, sein einfaches Grundkonzept und die strategische Herangehensweise in der Planung sowie behördlichen Abstimmung. Gemeinsam mit der Stadt Wien haben Bauherrin, ArchitektInnen und FachplanerInnen die Möglichkeiten des Holzbaus in dieser Gebäudeklasse beharrlich ausgelotet und realisierbare Lösungen vor allem im Hinblick auf den Brandschutz gefunden. Die Tragstruktur besteht aus fünf Komponenten: dem massiven Erschließungskern, Stützen aus Brettschichtholz, einem Kranz aus Stahlbetonrandträgern sowie vorgefertigten Wandelementen aus Brettsperrholz und Holz-Beton-Verbunddecken. Was in dieser Gebäudeklasse möglich war, sollte für nied- rigere Gebäude längst selbstverständlich sein: Holzsichtigkeit an Wänden, Decken und Stützen. Von der schönen Raumwirkung kann man sich hier überzeugen."
Sonderpreis
- VinziDorf Wien
Boërgasse 7, 1120 Wien
gaupenraub +/–, 2019
Jurybeurteilung: "Das Wiener Architekturbüro gaupenraub +/– engagiert sich seit langem in der Obdachlosenhilfe. Gemeinsam mit Pfarrer Wolfgang Pucher konnte es nun in Wien ein Wohndorf für langzeitobdachlose Menschen errichten. Auf einem Grundstück der Lazaristen in Hetzendorf wurde es mit einfachsten Mitteln und mit gespendeten Baumaterialien – Fenstern, Bodenbelägen und Fassadenplatten – errichtet. Das Ergebnis präsentiert sich nicht als Notlösung, sondern als Architektur, die Bescheidenheit nicht als qualitatives Hindernis begreift. Helfende Hände sind bei Projekten wie diesem essenziell: Die 16 Wohnmodule in Holzrahmenbauweise wurden von Schülerinnen und Schülern der HTL Mödling in den Schulwerkstätten vorfabriziert und am Bauplatz aufgestellt. Das VinziDorf Wien erhält wegen seiner sozialen Nachhaltigkeit und der pädagogisch wertvollen Praxis-Erfahrung im Rahmen einer HTL-Ausbildung einen Sonderpreis."
Auszeichnungen
- Wohngemeinschaft Lisseeweg der Caritas Wien
Lisseeweg 5, 1210 Wien
Franz&Sue, 2017
- Wohnanlage Bikes and Rails
Emilie-Flöge-Weg 4, 1100 Wien
Architekturbüro Reinberg, 2020
- Sommerhaus Pötzleinsdorf
1180 Wien
Schuberth und Schuberth, 2019
- Volksschule Christian Bucher Gasse
Christian-Bucher-Gasse 14, 1210 Wien
Dietrich |Untertrifaller / Schluder Architektur, 2019
- HOFER Filiale Seestadt Aspern
Seestadtstraße 31, 1220 Wien
Malek Herbst Architekten, 2019
- Büro am Augarten
Kleine Pfarrgasse 28/1, 1020 Wien
Bereuter Architektur
Mehr Information siehe Link > wienwood.at