14/05/2024

Offener Brief des Komitee Rösselmühle an Bürgermeisterin Elke Kahr und Vizebürgermeisterin Mag. Judith Schwentner

14/05/2024

Rösselmühle Graz, Ansicht Oeverseepark, 2024

©: Ada Hauser

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin

Wir, das Komitee Rösselmühle, ein überparteilicher Zusammenschluss von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Universität und Kultur, protestieren gegen die Ausschreibung der Stadtregierung an eine Gruppe von Architekturbüros, einen Rahmenplan für das Areal Rösselmühle zu erstellen, der laut RöMü GmbH-Geschäftsführerin Birgit Leinich „Wohnraum und eine moderne Sockelzone mit Geschäften und Büros vereinen" soll.

Der Bezirk Gries, der in den letzten Jahren mit eher minderwertigen Wohnanlagen ohne qualitätsvolle Außenanlagen vollgestopft wurde und dessen Bevölkerung seit 2001 um mehr als ein Drittel gewachsen ist, gehört neben Jakomini, St. Leonhard und Lend zu den am dichtesten besiedelten Bezirken von Graz. Er verfügt aber nicht über annähernd so viele Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen, wie für diesen Zustrom notwendig wären. Soziale Probleme sind deshalb vorprogrammiert. 
Verschärft wird dies, indem konsequent die bauliche, kulturelle und soziale Bedeutung des Industriedenkmals Rösselmühle ignoriert wird, wie insgesamt der Altstadtschutz und das Primat des Bauens im Bestand als fundamentales Interesse einer gemeinwohlorientierten und klimabewussten Stadtentwicklung. Der Unmut der Menschen zu beiden Seiten der Mur angesichts von Stadtzerstörung durch Altbauspekulation wird immer lauter. 

Seit über zwei Jahren fordert das Komitee Rösselmühle vergeblich von Ihnen, dass das Areal Rösselmühle mit seinen identitätsstiftenden Qualitäten über die nötige Umwidmung zu einem dringend benötigten Stadtteilzentrum entwickelt wird, in dem auch Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen integriert werden könnten. So benötigt etwa das Johann-Joseph-Fux-Konservatorium Auftritts- und Probenräume, sucht das benachbarte Geriatrische Zentrum nach Erweiterungsmöglichkeiten und braucht es Räume für niederschwellige Bildungs- und Kulturangebote sowie nachbarschaftlichen Austausch. 

Was in Gries aber ganz sicher nicht gebraucht wird, sind weitere freifinanzierte Wohnungen und Büros mit einer Geschäftszone im Erdgeschoß, die am Standort ohnehin kaum funktionieren wird. Wir sind außerdem entsetzt über die Ankündigung, dass der Bürgerbeteiligungsprozess erst angesetzt wird, wenn der Rahmenplan bereits feststeht. Das kommt einer Alibihandlung gleich und steht in eklatantem Widerspruch zum Willen von bisher über 1370 Unterzeichnenden des Appells „Rettet die Rösselmühle! Für eine respektvolle Stadtentwicklung!"

Die Stadt Graz verabsäumt seit Jahren, Bedarfe und Wünsche von Bewohnerinnen und Bewohnern von Gries zu erheben, mit Bürgerinitiativen wie dem Komitee Rösselmühle oder MehlGriesBeton in einen ernsthaften Dialog zu treten und eine zeitgemäße Stadtentwicklung zu betreiben, die an den Interessen der Bevölkerung und nicht an jenen der Investoren orientiert ist. 
Wer geglaubt hat, dass diese Form von verfehlter Stadtplanung mit der neuen Stadtregierung der Vergangenheit angehört, wird wieder einmal enttäuscht. Nach wie vor lautet die Devise: die Investoren bestellen, die Stadtplanung liefert. 
Dass es auch anders geht, zeigt etwa die Stadt Basel: Dort ist es „State of the Art", die zukünftige Nutzungsverteilung auf freiwerdenden Arealen aufgrund einer umfassenden Bedarfsanalyse festzulegen und nicht den Wünschen der Grundbesitzer angepasst.

Wir glauben, dass das Areal Rösselmühle ein Vorzeigeprojekt für eine positive Stadtentwicklung werden könnte und ersuchen um echte Einbindung in die Rahmenplanung – gemeinsam mit der Initiative MehlGriesBeton und allen betroffenen Stakeholdern – zu Beginn des Planungsprozesses und nicht erst am Ende.

Graz, 13.05.2024

Unterzeichner*innen:
Vertreter*innen des Komitees Rösselmühle und Vertreter*innen von Soko Altstadt, der Initiative für ein Unverwechselbares Graz, des Seddwellcenters, des J.-J. Fux Konservatoriums, der TU Graz und der KF Uni Graz

Rotti

Angelehnt an den Titel eines antikriegsbuches, kann man sagen das System macht wie die letzten 20jahre weiter, Bürgerbeteiligung ist Alibi, der Abbruch wird mit einer einzelabbruchgenehmigung einfach ausgedehnt und schreitet offensichtlich mehr geduldet wie genehmigt voran, wer sich noch an kommod erinnert erlebt gerade ein desavue , so hilflos war die Politik den strippenziehern noch nie ausgeliefert , das ist zwar anders aber deshalb nicht besser ….

Do. 16/05/2024 12:15 Permalink
Elisabeth Kabelis-Lechner

Seit einigen Tagen werden weitere nicht vom Brand am 1.4. 2023 betroffene Gebäude abgebrochen. Der Wiener Wohnbaukonzern ÖSW, der die Mehrheit in der Entwickliungsgesellschaft RöMü GmbH hat, macht weiter in Richtung Tabula rasa.

Di. 14/05/2024 16:15 Permalink
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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